Lebensqualität erfordert Visionen

20120505-165554.jpgUwe Rada meint heute in der taz, dass man die Eigentumsfrage neu stellen müsste, um die Stadtentwicklung in neuen Bahnen zu ermöglichen. Mehr im Interesse der Menschen, die in der Stadt leben.

Aber geht es wirklich um eine Frage des Eigentums?

Eigentlich nicht. Es geht um die Frage, ob Politik ihren Job macht. Stadtentwicklung läuft heute rein profitorientiert (fiskalisch). Stadt- oder landeseigene Grundstücke werden an den meistbietenden verhökert, koste es was es wolle. Getreu der Devise, was interessieren mich Fragen der Zukunft, das Geld brauche ich heute.

Wenn leben in Städten weiter möglich sein soll, muss dieses Vorgehen geändert werden. Politik muss klar Stellung beziehen, was sie will. So ist die Frage, was eigentlich mit den freiwerdenden Flächen in Stuttgart nach dem Bau von Stuttgart 21 geschehen soll, nie ernsthaft durchdacht worden.

Der Bevölkerung wurde eine Erweiterung des Schlossparks versprochen, eingefasst in in eine schöne Welt neuer Bürogebäude. Ist das richtig?
Eigentlich nicht.

Keine Diskussion, ob hier nicht bezahlbarer Wohnraum integriert werden soll. Die Frage nach dem Wohnen in der Stadtmitte für ältere Mitbürger, Fehlanzeige.
Alles schwärmt von den hervorragenden Verdienstmöglichkeiten. Selbst der Calvinismus, der das pietistische Denken in Baden-Württemberg prägt, hält dieses reine Denken in Bahnen des Profits, für falsch.

Dass hier Umdenken in den Amtsstuben erforderlich ist, machen eine Vielzahl von Bewegungen deutlich. Auch Teile der Gegner von S21 habe dies thematisiert. Initiativen wie „Recht auf Stadt“ oder „Stadt Neudenken“ befassen sich mit diesem Thema.

Wir wissen, dass wir in 30 Jahren ein Volk der Alten sind. Pillenknick und Zunahme der Lebenserwartung kennen wir seit Jahrzehnten. Diese absehbare Veränderung bedeutet aber auch, dass wir altersbedingt ein Volk der Immobileren werden. Mit Zunahme des Alters nimmt die Individualität der Fortbewegung ab. Autofahren geht immer schlechter, und zu Fuß ist man auch nicht mehr so gut unterwegs. F

 

unktioniert dann noch unsere Denke des Wohnens in den Vororten?

In vielen Städten stellt man in den letzten Jahren einen Zuzugüberschuß fest. Die Umkehr der bislang gültigen Bewegungsrichtung hat also begonnen.

Stadtplanung kann nicht mehr bloß eine Frage des Geldes sein. Stadtplanung muss die Fragen des Lebens von Menschen in Städten zu bezahlbaren Bedingungen beantworten. Dies erfordert umdenken. Soll die Nutzung eines Grundstückes einem Büro oder dem betreuten Wohnen älterer Menschen dienen?
Man stelle sich vor, am Schloßgarten in Stuttgart würde an Stelle eines Bürosilos ein Haus entstehen, in dem Menschen aller Generationen zusammenleben und in dem ältere Menschen, die sich nicht mehr vollständig alleine versorgen können, Hilfe finden. So ein Haus könnte von einem Verein oder einer Genossenschaft getragen werden, die für dieses Haus gegründet wurden. Die Stadt stellt das Grundstück auf Erbpachtbasis zur Verfügung, um so die Wohnkosten bezahlbar zu machen.

Natürlich würde dem Stadtkämmerer zunächst Geld entgehen. Aber, wäre nicht sehr viel gewonnen für die Bürger?

Wir müssen die Eigentumsfrage nicht neu stellen. Es genügt, wenn wir unsere Politiker dazu bringen, ihre Denkschablonen zu verändern. Weg von Klientel-,Profit- und Parteiorientierung hin zur Ausrichtung an unserer menschengerechten Zukunft.

 

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