Gesetzliche Krankenversicherung – wenig Verstand bei effektivem Geldeinsatz

Im Wahn des Sparen-Müssens vergeuden die gesetzlichen Krankenkassen im Verbund mit den Abrechnungsstellen Millionen.

Hermann Gröhe erzählt es, die Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen erzählen es, die Presse erzählt es. In unserem staatlichen Gesundheitswesen soll es an Geld mangeln.

Erklären kann zur Zeit niemand, woher mehr als 10 Mrd. Euro ungenutzte Geldmittel kommen. Klar ist nur, dass Herr Schäuble, unser Sheriff von Nottingham, die nicht kriegen soll.

Also ist man als braves Mitglied der gesetzlichen Krankenkassen bestrebt, die Sparbemühungen nach besten Kräften zu unterstützen. Und dabei erlebt man so manche Überraschung, wie aus dem Bestreben der gesetzlichen Krankenkassen Geld zu sparen pure Geldverschwendung wird.

Was ist geschehen?
Bei einem Radiologen muss ein MRT gemacht werden, mit 2 Aufnahmen, der Brustwirbelsäule und der Halswirbelsäule. Bei der Terminvereinbarung sagt die Mitarbeiterin des Arztes, dass der Arzt pro Quartal nur 1 Aufnahme vergütet bekomme. Also müssen 2 Termine in 2 Quartalen gemacht werden, damit der Arzt berechtigt zu seinem Geld kommt.
Folge: 2 Tage Ausfall für die Arbeit und zusätzliche Laufereien wegen einer 2. Überweisung, da eine Überweisung ja nur für das Quartal der Ausstellung gilt. Ist ja klar, jeder Patient verfügt über ungeheuer viel Zeit.

Rückfrage bei der Krankenkasse, warum diese seltsame Regelung?
Dort erklärt die Vertragsabteilung der Regionaldirektion, dass der Arzt natürlich auch 2 und mehr Aufnahmen machen könne. Er bekäme für die erste Aufnahme eine Grundpauschale und für jede weitere Aufnahme einen Zuschlag, der sei niedriger. Genaue Zahlen konnte man nicht nennen.

Also, Rückfrage beim Arzt, er erhielte doch für die zweite Aufnahme einen Zuschlag. Antwort: Ich erhalte für die erste Aufnahme EUR 69,10. Für die zweite Aufnahme erhalte ich EUR 6,90. Für dieses Geld kann ich keine Computertomographie machen.
Das leuchtet ein. Letztendlich muss ein Arzt Gewinne machen, wenn er die medizinische Versorgung sicherstellen soll. Deshalb macht zur Zeit kein Radiologe 2 Aufnahmen im selben Quartal.

Was bedeutet das volkswirtschaftlich. Zunächst, die Krankenkasse spart kein Geld. Im Gegenteil, sie gibt mehr aus. Denn, nach Auffassung des Arztes wäre für EUR 59,10 eine 2. Aufnahme denkbar. Bei Angestellten bezahlt der Arbeitgeber doppelt. Denn für Arztbesuche hat man Anspruch auf Lohnfortzahlung. Für einen Besuch des Radiologen ist mindestens ein halber Tag Lohnfortzahlung zu vergüten plus Sozialversicherung.
Dadurch vermindert sich der Gewinn, was wiederum ein Minus bei den Steuereinnahmen ergibt.

Konsequenz: Dafür, dass die Krankenkasse über 2 Quartale verteilt EUR 138,20 bezahlen kann, ensteht ein zusätzlicher Aufwand beim Arbeitgeber im Durchschnitt von ca. EUR 200,00. Beim Patienten für zusätzliche Wegekosten ca. EUR 20,00. Herr Schäuble erhält in diesem Beispiel ca. EUR 50,00 weniger an Steuern.
Würde die Kasse angemessen entlohnen, wie es ihr Auftrag ist, und mit dem Arzt bei einem Termin EUR 128,20 abrechnen, hätte die Kasse EUR 10,00 gespart. Zusätzlich fielen zusätzliche Kosten von EUR 220,00 nicht an und Herr Schäuble könnte EUR 50,00 mehr an Steuern verbuchen. Insgesamt also ein Vorteil von EUR 270,00.

Schade eigentlich, dass Politiker, die derartiges ja in Gesetze schreiben, nicht rechnen können. Herr Gröhe, die beste Kostensenkung im Gesundheitswesen liegt in dem effizienten Einsatz der Ressourcen. Das Beispiel macht es deutlich. Ich gebe zu, das artet in Arbeit aus. Man müsste die verkrusteten ineffizienten Verwaltungsstrukturen aufbrechen und gesamtwirtschaftliches Denken in die Köpfe bringen.

Nachbemerkung:
Die Mitarbeiterin der Krankenkasse, von der ich die Auskünfte erhielt, meinte noch, die Radiologen bekämen den Hals nicht voll.
Bei den Beträgen, um die es geht, bekommt man Zweifel an der Kompetenz der Mitarbeiter der Krankenkassen.

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