Wieder einmal wurde eine Bildungsstudie der OECD veröffentlicht und wieder einmal läuft Deutschland hinterher. Anstandshalber wird die duale Ausbildung gelobt, und dann kehrt Finsternis ein. Wie in allen Studien zuvor auch.
Erschreckend, der Anteil der Menschen mit Hochschulbildung in der Altersgruppe der 55 – 64-jährigen ist in der Altersgruppe der 25 – 34-jährigen gleich hoch, nämlich 24%. Im Durchschnitt der OECD ist dieser Anteil bei den jüngeren deutlich höher, 34%. Deutlicher kann nicht mehr belegt werden, dass die Bildungspolitik seit Jahren versagt.
Die jüngere Altersgruppe ist kleiner als die ältere. Die gleiche Prozentzahl besagt damit deutlich, dass die Entwicklung in Deutschland rückläufig ist. Wir investieren sehr viel Geld in eine immer schlechtere Bildung. Die Ruckrede des Bundespräsidenten Herzog vor 20 Jahren in Berlin hat zu nichts geführt, wie viele Sonntagsreden der Schavans und Kollegen danach.
Die Ursachen sind hinlänglich bekannt. Das dreigliedrige Schulsystem ist schon lange überholt. Eigentlich war es noch nie das richtige. Wie immer wieder bestätigt wird, festigt es nur die Bildungschancen der Ober- und der oberen Mittelschicht. Deutschland ist das Land in der OECD, in dem Bildung von der Herkunft abhängig ist wie in keinem anderen. Selbst die elitären Briten sind besser.
Die CDU verteidigt dieses System, wieder besseres Wissen. In Nordrheinwestfalen wurden unter Rüttgers alternative Schulformen, die erfolgversprechender sind, teilweise verboten oder deren Zulassung deutlich erschwert. Besonders gilt dies für die Gesamtschule. Lieber akzeptiert diese Partei samt ihren Vertretern die Zunahme von Analphabeten und Menschen die nicht rechnen können. Frau Schavan, heute in der Bundesregierung zuständig, war in Baden-Württemberg mehr damit beschäftigt, Statistik zu fälschen, als die Bildung voran zu bringen. Zum Schluß wurde anscheinend dem Landesamt für Statistik die Veröffentlichung der Statistik über ausgefallenen Unterricht untersagt, weil die Zahlen denen von Frau Schavan widersprachen.
Nachdem dann anscheinend die große Angst aufkam, ein paar Underdogs könnten womöglich doch noch studieren, führte man die Studiengebühr ein. Der bayerische Hochschulminister meinte, da müsse der Student nur 10 Nachhilfestunden geben, dann wären die EUR 500,00 schon drin. Bis heute konnte er keinen einzigen Nachhilfeschüler nachweisen, dessen Eltern bereit wären, diesen Stundensatz zu bezahlen. Bildungspolitiker dürfen (oder müssen?) wohl unter Realitätsverlust leiden.
Und um weitere Versuche zu erschweren, wurden auf Grund der Bolognareform die BA-Studiengänge eingeführt. Zwar weis heute jeder, dass diese Studienabschlüsse bei weitem nicht dem Diplom entsprechen, aber macht ja nichts. Die eigentlich erforderlichen Masterstudiengänge bietet man zwar an, aber wieder nicht für jedermann. Selbst wenn man die Voraussetzungen erfüllt, darf man den Master nicht ohne weiteres machen, wie man dieses Jahr erfahren musste. Dies ist begründet in der miserablen Planung der Politik und der Hochschulen. Es kommen mehr, als geplant. Eine Bedarfserhebung wurde vorsichtshalber nicht durchgeführt. Die Wissenschaft ist nun mal blanke Theorie.
In diesem Zusammenhang muss man sehen, dass jede Zulassungserschwernis eine finazielle Konsequenz hat. Der Ausschluss der Kinder einkommensschwächerer Familien ist damit in immer stärkerem Masse gegeben.
Diese Beschränkungen werden nun noch getoppt durch die Neuerungen der Bolognareform. Studium muss nun schnell gehen. Möglichst nur 6 Semester. Also wird bei entsprechenden Studiengängen ein Teil des Studiums vor das Studium gelegt. Man nennt dies Praktikum mit vorgegebenen Inhalten. Die Fachhochschule Pforzheim fordert beispielsweise für Mediendesign ein 6-monatiges Praktikum mit exakt vorgegebenen Inhalten, die nachzuweisen sind. Wer kann das leisten? Die, deren Eltern auswärtige Unterbringung und Verpflegung finanzieren können. Da dieses Praktikum kein Teil des Studiums ist, gibt es kein BaFög oder ähnliches. So stellt man sicher, dass möglichst kein Kind einkommensschwacher Eltern nach oben kommt. Nur gut, dass der Beamtenapparat der Hochschul- und Kultusministerien sowie der Hochschulen nicht zu den einkommensschwachen Schichten zählt.
Die Konsequenz dieses Tiefschlafs und konsequenten Verdrängens sehen wir heute. Die Wirtschaft sucht händeringend Fachkräfte, vor allem im technischen Bereich. Hätte es nach der Ruckrede von Roman Herzog tatsächlich geruckt, könnte der Anteil der Hochschulabsolventen in der jüngeren Altersgruppe über dem OECD-Durchschnitt von 34% liegen. Wir hätten kein Fachkräfte-Problem.
Aber keine Angst, Frau Schavan, die Frau Merkel sehr nahe steht, und ihre Kolleginnen und Kollegen in den Ländern, neigen nicht dazu, aufzuwachen. Vorher haben wir eine saubere Lösung für die Immigration, die langfristig tragbar ist. Nicht weil das einfacher wäre. Die Wirtschaft kann sonst das dringend benötigte Wachstum kurzfristig nicht erbringen.