Vor ein paar Wochen ereignete sich auf der A19 bei Rostock die wohl größte Massenkarambolage auf einer Autobahn in Deutschland. 8 Tote und über 130 Verletzte waren zu beklagen. Die Autobahn sah aus wie ein ausgebrannter Schrottplatz.
Nach Auswertung zahlreicher Berichte und Videos fällt auf, was nach derartigen Katastrophen immer wieder auffällt, keiner der betroffenen Fahrer sagt, dass er gebremst hätte. „Ich fuhr hinein, wie in eine Wand und habe nichts mehr gesehen und dann hat es gekracht.“
Nur ein LKW-Fahrer sagte, dass er die Wand schon von weitem gesehen und rechtzeitig davor angehalten habe auf dem Standstreifen.
Die sofort von Politikern begonnene Diskussion über Tempolimit ist wohlfeil. Dieses Limit hätte jedoch nichts genützt. Keiner wäre gerettet worden.
Was läuft da falsch?
Als Vielfahrer erlebe ich es seit langer Zeit immer wieder mit, wie gering das Erkennen von Gefahren ausgeprägt ist. Man fühlt sich auf den breiten Strassen sicher und realisiert das Risiko nicht mehr. Die Geschwindigkeit bewegt sich auf den Autobahnen heute zwischen 100 und 130 km/h. Die einmal gewählte Geschwindigkeit wird gehalten, egal was kommt. Sei es eine Baustelle, eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder eine Nebelwand. Oft wird, wenn es schon zu spät ist, gebremst. Gerade in der Urlaubszeit und am Wochenende ist dies zu beobachten, weil dann die weniger routinierten Fahrer und Fahrerinnen unterwegs sind.
Warum das so ist wurde mir vor ein paar Jahr sehr deutlich vorgeführt, als ich meinen Motorradführerschein machte. Ich musste Vollbremsungen und Ausweichmanöver vor Hindernissen trainieren, weil Motorradfahrer das in der Prüfung können müssen. Der Fahrschüler für einen PKW-Führerschein lernt das nicht. Als Motorradfahrer lernt man vorausschauendes Fahren, als PKW-Fahrer geht es nur darum, dem Prüfer zu gefallen. Es geht nur um das bestehen einer Prüfung, nicht um das Können.
Würden Sie mit 130 km/h in eine Wand fahren?
Sicherlich nicht. Warum bremsen Sie dann nicht bei Nebel oder bei Gefahrenpunkten?
Bringen Sie sich das Bremsen bei. Und wenn Sie eine Wand vor sich sehen, ob Nebel, Staub oder Schneetreiben – bremsen. Fahren Sie ganz links oder ganz rechts, auch auf den Standstreifen und halten Sie im Zweifelsfall an. Durch das Zur-Seite-Fahren geben Sie den Fahrern hinter Ihnen Platz und vermeiden so Auffahrunfälle. Schalten Sie lieber ein Mal zuviel als ein Mal zuwenig die Warnblinkanlage ein, wenn sie bereits bremsen.
Auf diesem Wege wäre das Schlimmste vermieden worden.